Der Strommarkt steht vor einem Wandel, wie ihn die Energiewirtschaft noch nie erlebt hat. Virtuelle Kraftwerke, variable Stromtarife und innovative Anbieter wie Octopus Energy oder Enpal krempeln die Branche um. Was bedeutet das für Sie als Verbraucher? Mehr Flexibilität, niedrigere Kosten und die Möglichkeit, aktiv von der Energiewende zu profitieren. Aber wie funktioniert das alles? Und wie unterscheiden sich klassische Stromanbieter von diesen neuen Playern? Wir erklären, wie sich Strompreise auf den Märkten bilden, welche Rolle virtuelle Kraftwerke dabei spielen und warum Sie von diesen Innovationen profitieren können.
Wie funktioniert der Strommarkt?
Strom muss in der gleichen Menge produziert und verbraucht werden – immer und überall. Um diese Balance zu halten, ist der Strommarkt in verschiedene Teilmärkte gegliedert:
• Day-Ahead-Markt: Hier wird Strom für den nächsten Tag gehandelt. 2024 liegt der durchschnittliche Preis bei etwa 113 €/MWh, verglichen mit 135 €/MWh im Jahr 2023.
• Intraday-Markt: Kurzfristige Anpassungen werden in 15-Minuten-Blöcken gehandelt. Die Preise sind stark volatil, mit Spitzenwerten von bis zu 900 €/MWh im Jahr 2024.
• Terminmarkt: Strom wird für die Zukunft (Monate oder Jahre) gekauft oder verkauft. Hier stieg der Preis für das Jahr 2025 von 100 €/MWh (2023) auf 115 €/MWh (2024).
• Regelenergiemarkt: Wird genutzt, um Schwankungen im Netz auszugleichen. Anbieter stellen Kapazitäten bereit, die innerhalb von Sekunden bis Minuten aktiviert werden können.
All diese Märkte funktionieren nach dem Merit-Order-Prinzip: Die günstigsten Anbieter liefern zuerst, teurere Anbieter kommen später zum Einsatz. So wird der Strompreis effizient bestimmt.
Wie klassische Anbieter den Strommarkt nutzen
Klassische Anbieter kaufen Strommengen meist langfristig am Terminmarkt, um stabile Preise für ihre Kunden zu garantieren. Für kurzfristige Anpassungen nutzen sie den Day-Ahead- oder Intraday-Markt, wo sie Prognoseabweichungen ausgleichen. Ihr Geschäftsmodell basiert darauf, feste Preise mit einer Marge an die Endverbraucher weiterzugeben. Kunden profitieren zwar von Stabilität, haben jedoch wenig Flexibilität und können nicht direkt von Marktschwankungen profitieren.
Fallbeispiel: Einnahmen mit einem 10-kWh-Batteriespeicher
Ein 10-kWh-Batteriespeicher, der in ein virtuelles Kraftwerk eingebunden ist, bietet sowohl Einsparungs- als auch Verdienstmöglichkeiten. Betreiber solcher Speicher können am Regelenergiemarkt teilnehmen und ihre Kapazitäten zur Stabilisierung des Stromnetzes bereitstellen. Dies bringt dem Besitzer jährlich etwa 300 €. Zusätzlich kann der Speicher dazu genutzt werden, günstigen Strom (z. B. nachts) zu laden und in teuren Zeiten (z. B. tagsüber oder bei Spotmarktspitzen) wieder ins Netz oder den Haushalt abzugeben.
Ein Extrembeispiel war der 11. Dezember 2024, als die Strompreise am Spotmarkt auf knapp 4€/kWh stiegen (Ausgleichsenergiepreis (ID AEP) 15 Minuten (DE-LU)). An diesem Tag hätte ein Speicher von 10 kWh durch die Einspeisung Einnahmen von 8,10 € erzielen können. Zusammen mit den regelmäßigen Erträgen aus der Regelenergie und Lastverschiebung summieren sich die Vorteile eines Batteriespeichers auf etwa 1.000 € pro Jahr, abhängig von der Marktvolatilität und dem Nutzungsverhalten.

Fazit:
Ein 10-kWh-Batteriespeicher in einen virtuellen Kraftwerk ist eine sinnvolle Investition, die Einsparungen und Einnahmen von über 1.000 € pro Jahr ermöglicht. Mit einen möglichen Vehicle-to-Grid-Konzept können Elektrofahrzeuge dieses Potenzial auf übersetzen 2600€/ Jahr vervielfachen, indem sie am Regelenergiemarkt teilnehmen und Lastverschiebungen optimieren. Verbraucher profitieren direkt von der Energiewende, indem sie ihre Flexibilität nutzen, um Stromkosten zu senken und Gewinne zu erzielen. Die Zukunft der Energieversorgung liegt in der intelligenten Nutzung dezentraler Systeme – und die Möglichkeiten für Verbraucher waren nie besser.
Ausgewählte Liste von Anbietern virtueller Kraftwerke für Endverbraucher
Die folgenden Werte basieren auf Gesprächen mit Experten und eigenen Abschätzungen. Die angegebenen Firmen veröffentlichen keine genauen Angaben zur installierten Gesamtleistung oder diese sind öffentlich nicht verfügbar. Daher können die Zahlen von den tatsächlichen Werten abweichen.
Rang | Anbieter | Installierte Leistung | Beschreibung |
---|---|---|---|
1 | Octopus Energy (UK und EU) | 1.500 MW | Vernetzt über 150.000 Fahrzeuge sowie Batteriespeicher und flexible Verbraucher. Fokus auf Smart Charging und Laststeuerung. |
2 | Sonnen (Deutschland) | 250 MW | Vernetzt etwa 25.000 Haushaltsbatterien und Solaranlagen. Fokus auf Batterien und Regelenergie. |
3 | 1KOMMA5° (Deutschland) | 450 MW | Vernetzt 40.000 Energiesysteme, darunter Solaranlagen, Batteriespeicher und Wärmepumpen. Fokus auf nachhaltige Energiesysteme. |
4 | The Mobility House (Europa) | 500 MW | Über 4.500 E-Autos, Ladeinfrastrukturen und Batteriespeicher vernetzt. Fokus auf Smart Charging und bidirektionales Laden (V2G). |
5 | Enpal (Flexa) | 23 MW (Pilotphase) | Vernetzt 1.000 Haushalte mit Solaranlagen und Batteriespeichern. Fokus auf KI-optimierte Laststeuerung und nachhaltige Energiesysteme. |