Blackout in Spanien: Ein Weckruf für die Resilienz unserer erneuerbaren Energiesysteme

Am 28. April 2025 kam es in Spanien und Portugal zu einem großflächigen Stromausfall. Innerhalb von nur fünf Sekunden fielen 15 Gigawatt an Stromerzeugung weg – der überwiegende Teil davon aus Photovoltaik. Diese plötzliche Lücke, die etwa 60 % des Strombedarfs entsprach, brachte das Stromnetz aus dem Gleichgewicht und führte zu einem mehrstündigen Blackout in weiten Teilen der iberischen Halbinsel.

Zum Vergleich: Deutschland verfügt mittlerweile über rund 1,8 Millionen installierte Heimspeicher mit einer Gesamtkapazität von ca. 15,4 Gigawattstunden. Diese dezentrale Speicherkapazität könnte – richtig genutzt – in vergleichbaren Szenarien als wertvoller Puffer dienen, um die Netzstabilität zu sichern.

Die führenden Hersteller in Deutschland und ihr Anteil am verbauten Bestand:

HerstellerMarktanteilAnzahl installierte SystemeGesamtkapazität (GWh)
BYD24 %ca. 432.000ca. 3,7
sonnen20 %ca. 360.000ca. 3,1
SENEC19 %ca. 342.000ca. 2,9
E3/DC12 %ca. 216.000ca. 1,8
Huawei5 %ca. 90.000ca. 0,8
Andere20 %ca. 360.000ca. 3,1
Gesamt100 %ca. 1.800.000ca. 15,4

Diese Zahlen zeigen: In Deutschland ist bereits ein erheblicher Grundstock an Speicherkapazität in den Haushalten vorhanden – ein Potenzial, das die Resilienz des Stromnetzes stärken kann.

Ein Weckruf für Europas Energiewende

Während die genaue Ursache des Blackouts in Spanien noch untersucht wird, deuten erste Analysen darauf hin, dass die hohe Abhängigkeit von Photovoltaik ohne ausreichende Speicher und Backup-Kapazitäten zu einer Instabilität geführt hat. Ein plötzlicher Abfall der PV-Erzeugung – ausgelöst etwa durch Wetter, technische Störungen oder Steuerungsfehler – kann in einem System mit hohem PV-Anteil schnell kritische Folgen haben.

Der Vorfall ist ein deutliches Signal: Wenn Europa seine Energiesysteme auf erneuerbare Energien umstellt, muss Resilienz von Anfang an mitgedacht werden.

Vom Eigenverbrauch zur Netzstabilität

In Deutschland bewegt sich die Speicherbranche von der reinen Eigenverbrauchsoptimierung hin zu einer aktiven Rolle im Energiesystem. Immer mehr Speicherhersteller entwickeln ihre Systeme so, dass sie gezielt auch Strom aus dem Netz laden können. Drei wesentliche Gründe treiben diese Entwicklung:

  1. Netzstabilität: Nach §14a EnWG können Netzbetreiber steuerbaren Verbrauch steuern und müssen Anreize wie Rückvergütungen von Netzentgelten bieten.
  2. Variable Strompreise: Verbraucher können durch dynamische Stromtarife Strom gezielt günstig einkaufen und speichern.
  3. Flexibilitätsmärkte: Speicher werden als virtuelle Kraftwerke zu einem Baustein der Energiewende.

Kritische Infrastruktur: Die Schattenseite der Vernetzung

Der Blackout in Spanien wirft aber auch Fragen zur Cybersicherheit auf. Obwohl kein Cyberangriff als Ursache bestätigt wurde, zeigt der Vorfall, wie verwundbar ein stark digitalisiertes, vernetztes Energiesystem sein kann. Wechselrichter und Heimspeicher gelten zunehmend als kritische Infrastruktur. Sollte es hier zu Sicherheitslücken kommen, könnten über zentrale Backend-Verbindungen theoretisch großflächige Ausfälle herbeigeführt werden – sei es durch Sabotage, Hackerangriffe oder Softwarefehler.

Fazit: Ausbau ja – aber sicher und resilient

Der Vorfall in Spanien ist ein Mahnmal: Die Energiewende muss nicht nur schnell, sondern auch robust und sicher umgesetzt werden. Speicher sind ein Schlüsselbaustein – doch sie müssen systemdienlich, cyberresilient und intelligent gesteuert sein. Die gute Nachricht: Die Hardware ist in Deutschland bereits in großer Zahl verbaut. Jetzt gilt es, die richtigen regulatorischen, technologischen und sicherheitsrelevanten Strukturen zu schaffen, damit diese Anlagen nicht nur zur Eigenversorgung, sondern auch zur Stabilität und Sicherheit des Stromnetzes beitragen.

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