Dunkelflauten – das klingt erstmal wie eine Bedrohung aus einem Fantasy-Roman, oder? Tatsächlich handelt es sich um ein sehr reales Phänomen: Zeiten, in denen wenig Wind weht und die Sonne sich hinter dicken Wolken versteckt. Für ein Stromsystem mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien sind solche Phasen eine Herausforderung. Aber keine Sorge – durch clevere Technologien und innovative Ansätze, wie dynamische Stromtarife, können wir Dunkelflauten gut bewältigen.
Was sind dynamische Stromtarife?
Dynamische Stromtarife passen die Strompreise an die aktuellen Marktbedingungen an. Sie orientieren sich zum Beispiel an den Preisen auf den Spotmärkten (Day-Ahead- und Intraday-Märkte), wo das Angebot und die Nachfrage an Strom gehandelt werden. Wenn also viel Wind- und Solarstrom im Netz ist, sinkt der Preis – und wenn wenig erneuerbare Energie verfügbar ist, steigt er. Das Beste daran: Diese Preissignale werden mindestens 24 Stunden im Voraus kommuniziert, sodass Haushalte ihre Stromnutzung entsprechend anpassen können.
Ab 2025 wird jeder Stromversorger in Deutschland verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Damit können nicht nur große Unternehmen, sondern auch Privathaushalte von dieser Flexibilität profitieren.
Wie helfen dynamische Stromtarife bei Dunkelflauten?
1. Flexibler Verbrauch sorgt für Entlastung
In einer Dunkelflaute steigt der Preis für Strom aus erneuerbaren Energien, weil das Angebot knapper wird. Dynamische Tarife machen diese Knappheit sichtbar – und wer ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) oder ein Energiemanagementsystem zuhause hat, kann darauf automatisiert reagieren. Zum Beispiel, indem energieintensive Geräte wie Waschmaschinen oder Ladestationen für Elektroautos auf Zeiten verschoben werden, in denen der Strom wieder günstiger ist.
Ein konkretes Beispiel: Ein Mineralwasserhersteller kann laut einem Bekannten die Produktion für einen Tag pausieren, wenn die Strompreise hoch sind. Diese Flexibilität macht das Unternehmen wettbewerbsfähiger – und entlastet gleichzeitig das Netz. Es bedarf aber ausreichend Lagerkapazitäten bzw. Speicherkapazitäten.
2. Batteriespeicher als Joker
Für Privathaushalte sind Batteriespeicher ein echter Trumpf. Wenn der Strompreis niedrig ist, können sie aufgeladen werden, um in teuren Zeiten den Bedarf aus der eigenen Batterie zu decken. Elektroautos funktionieren dabei wie mobile Energiespeicher: Sie laden sich auf, wenn es viel günstigen Strom gibt, und könnten in Zukunft sogar Strom zurück ins Netz speisen.
3. Marktorientierte Lastverlagerung
Dynamische Tarife schaffen Anreize, den Verbrauch in Zeiten hoher Erzeugung zu erhöhen. Dadurch wird nicht nur das Netz stabilisiert, sondern auch der Einsatz fossiler Reservekraftwerke reduziert. Überschüsse aus Wind- und Solarstrom werden effizienter genutzt, statt verloren zugehen.
Vorteile und Herausforderungen
Dynamische Tarife bringen nicht nur für das Energiesystem Vorteile, sondern auch für die Geldbörse. Sie helfen dabei:
- Kosten zu sparen: Wer seine Stromnutzung an die Preissignale anpasst, kann bares Geld sparen.
- Netzausbaukosten zu reduzieren: Durch eine gleichmäßigere Verteilung der Last werden teure Investitionen ins Netz vermieden.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Ohne technische Voraussetzungen wie intelligente Messsysteme oder Energiemanagementsysteme können Haushalte nicht optimal von dynamischen Tarifen profitieren. Außerdem braucht es Speicherlösungen und große Verbrauchsanlagen, um sich wirklich flexibel an die Preissignale anzupassen.
Fazit
Dynamische Stromtarife sind ein Schlüssel, um Dunkelflauten zu überwinden und die Energiewende voranzutreiben. Sie machen Haushalte und Unternehmen zu aktiven Akteuren, die nicht nur ihre eigenen Kosten optimieren, sondern auch das Stromnetz stabilisieren. Mit etwas Technik und dem richtigen Tarif kann jeder einen Beitrag leisten – und dabei sogar von der Energiewende profitieren.